Heimatverein erhält Innungstruhe und Zinnkrug von Museum Weißenfels zurück
Leihgaben nach mehr als hundert Jahren wieder in Teuchern
Einen Deckelpokal „Willkomm“ aus Zinn und die Truhe der Töpferinnung hat das Museum Weißenfels am 20. August 2025 an den Heimatverein Teuchern zurückgegeben. Sie kamen als Teil einer Dauerleihgabe bereits im Jahr 1911 in die Saalestadt. Vereinsvorsitzender Manfred Gießler freute sich bei der Übergabe im Museum Weißenfels, dass die Objekte wieder zurückkehren: „Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass die für die Teucherner Töpferinnung so wichtigen Gegenstände wiedergefunden werden.“ Nun sucht er Hilfe bei der Restaurierung der mehr als 250 Jahre alten Truhe. Sie soll anschließend zusammen mit anderen Insignien der Teucherner Töpferinnung in den Räumen des Heimatvereins ausgestellt werden.
Die Geschichte der Rückgabe begann im Januar 2025. Per Zufall stieß Gießlers Sohn Carsten bei Recherchearbeiten auf eine Akte, die die Verleihung zweier Zinnteller, der Innungstruhe und eines Zinnkrugs dokumentiert. Die Freude über den Fund des Dokuments war bei Vater und Sohn groß – die Hoffnung allerdings gering, die Objekte zu finden und wiederzubekommen. Dennoch fragten sie über Kulturamtsleiter Christian Endt im Schloss Neu-Augustusburg nach und erhielten im Juni einen überraschenden Anruf. Denn Museumsmitarbeiter Mike Sachse war fündig geworden: „Ich wunderte mich schon länger, dass inmitten der zwanzig Weißenfelser Innungstruhen auch eine der Teucherner Töpfer stand“, berichtete er. Die Wahrscheinlichkeit, nach 114 Jahren, mehreren Umzügen und zwei Weltkriegen diese Gegenstände wiederzufinden, sei sehr gering gewesen. Trotzdem entdeckte Mike Sachse im Museumsdepot auch den zinnernen „Willkomm“: „Auf dem Krug sind Namen Teucherner Innungsmeister und der Schriftzug ‚Teuchern‘ eingraviert. Das weist klar auf die Herkunft hin.“
Krug und Truhe sollen nun neben einem Töpferhandbuch Bestandteil einer Ausstellung über die lange Geschichte der Töpferinnung in Teuchern werden. Im Domizil des Heimatvereins verdeutlichen sie deren Historie. Sie begann im Jahr 1780 und endete mit dem Weggang des letzten Innungsmeisters im Jahr 1908. Die Rohstoffe in Stadtnähe waren erschöpft, mehrere Töpferfamilien, die jahrhundertelang ihr Gewerk ausgeübt hatten, gaben den Beruf auf. Zu der Zeit gehörte Teuchern zum Amt Weißenfels. Die Gegenstände der Innung wurden wegen ihrer großen Bedeutung an das Museum der Saalestadt übergeben.
Die Truhen galten als wichtigstes Utensil einer Innung. Erst wenn sie geöffnet waren, durften die Meister bei einer Zusammenkunft sprechen. In ihr lagerten das Innungssigel, Stempel, Zeugnisse, Schuldscheine und vor allem die Satzung. Die Truhe der Teucherner Töpferinnung stammt vermutlich aus dem Jahr 1780. Die Zeit hinterließ ihre Spuren an dem Holzkasten. Während die Eisenbeschläge fast unbeschadet die Jahrhunderte überstanden haben, hat der Holzwurm Korpus und Füße der Truhe beschädigt. „Die Restaurierung kostet um die 2000 Euro“, schätzt Manfred Gießler. „Diesen Betrag können wir als Heimatverein nur schwer aufbringen.“ Deshalb sucht der Vereinsvorsitzende Hilfe. Wer zur Instandsetzung dieses zeitgeschichtlich unwiederbringlichen Objekts beitragen möchte, kann sich gern bei ihm unter der Telefonnummer 0171 3414309 melden.